Donnerstag, 9. September 2010

Werbeunterbrechung

Mein Fernseher und ich verstehen uns nicht mehr. Die Wahrheit ist, ich beschäftige mich nicht mehr so oft mit ihm wie früher. Wieso auch? Bis auf die ZIB finde ich fast alles, was ich brauche im Internet. Warum sollte ich meine Zeit mit "Mein cooler Onkel Charlie" verplempern, wenn ich mir im Web jederzeit "Peep Show", "South Park" oder andere, wirklich lustige Serien ansehen kann? Warum mein Leben nach dem TV-Programm ausrichten? Vor allem aber: Warum sich Werbeunterbrechungen antun?

Würde mein Fernseher diesen Aufkleber doch auch respektieren....


Und damit bin ich auch schon beim eigentlichen Thema meines heutigen Blogeintrags: TV-Werbung. Für mich eines der ärgerlichsten Alltagsübel. "Möbelix kost fast nix", "Geiz ist geil", der Humboldt-Werkmeister - Werbung muss heutzutage laut, billig und to-the-point sein. Nun will ich nicht behaupten, das sei irgendwann einmal großartig anders gewesen. Zumindest aber hatten TV-Spots, als ich ein Kind war, mehr Charme. Vielleicht waren die Werbebudgets der Auftraggeber damals größer, vielleicht hat Marktforschung irgendwann ergeben, dass der Absatz steigt, je unverschnörkelter und plumper die Verkaufsbotschaften formuliert werden. Jedenfalls sind TV-Spots im Laufe der Zeit von Werbefilmen zu Werbeclips verkümmert.

Aber bevor ich beginne, von "früher" zu schwärmen, gebe ich lieber ein paar Anschauungsbeispiele: Seht euch mal diese drei Compilations von ORF-Werbungen aus den Jahren 1987, 1989, und 1990/91 an.







Umwerfend, oder? Natürlich lügen diese Spots genauso, wie die heutigen - vielleicht sogar noch mehr, weil sie eine biedere heile Welt vorgaukeln, wo jetzt zynisch, aber irgendwie ehrlich mit "Geiz ist geil" geworben wird. Aber gleichzeitig wirken diese Spots wärmer, liebevoller. Hinter den meisten steckt eine kreative Idee, manche davon sind in sich geschlossene Kurzfilme, andere sind kleine, ästhetische Kunstwerke, wie die Kupferberg Gold-Werbung von 1989. Jingles spielten eine große Rolle, und viele davon waren so catchy, dass ich mich selbst nach über zwanzig Jahren noch an sie erinnere (Pago! Gammon!).

Die Werbung von damals fasziniert auch, weil vieles davon heute schlicht undenkbar wäre: Wann hat man zuletzt einen Spot für ein Kunst-Magazin im Fernsehen gesehen? Wie kam es dazu, dass Franz Suhrada (der "Aus"-Mann aus "Tohuwabohu") die Österreicher 1987 dazu aufrufen musste, regelmäßig die Zähne zu putzen? Vor allem aber verursacht das Frauenbild Köpfschütteln, das vor gerade einmal 20 Jahren noch vorherrschte: Ein Slogan wie "Macht den Mädchen Beine" würde heute berechtigterweise für Empörung sorgen. Auch dass die Frauen in den Sunlicht-Spots wie selbstverständlich den Abwasch erledigen, wirkt zwei Dekaden später vorsintflutlich.

Also ja: Natürlich war TV-Werbung auch früher ärgerlich - aber in den besten Fällen war sie opulenter, künstlerischer und manchmal um einiges durchgeknallter als alles, was man 2010 während dieser nervigen Werbeunterbrechungen im Fernsehen zu sehen bekommt.

"...und AUS!"

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