Montag, 6. September 2010

I Was a Teenage Nikolaus, Teil 2

In meinem letzten Blogeintrag habe ich darüber geschrieben, wie mein Schulfreund Martin und ich zu Hobbyfilmemachern wurden. Die meisten unserer Projekte blieben unvollendet, einige kamen nicht einmal über das Entwicklungsstadium hinaus. Schließlich schafften wir es aber doch, einen Film fertig zu stellen – und ihn sogar im Kino vorzuführen. Davon möchte ich heute erzählen.

Nach unserer gemeinsamen Unterstufenzeit, trennten sich die Wege von Martin und mir: Ich ging weiter in die AHS, er wechselte zur Graphischen, wo er lernte, mit Kameras und Schnitttechnik umzugehen. Wir blieben weiter in Kontakt, sahen uns aber nur noch an den Wochenenden. Die Filmerei schien sich erledigt zu haben. Wir fühlten uns mittlerweile ohnehin zu erwachsen dafür.

Doch dann geschah etwas, das uns beide wieder zu 12-Jährigen Jungs werden ließ: Im Internet verbreitete sich das Gerücht, dass die Produktionsfirma New Line an einem „Freddy vs. Jason“-Film arbeitete. Falls das jemand nicht weiß: Freddy, das ist natürlich der Killer aus „A Nightmare On Elm Street“ mit dem verbrannten Gesicht und dem Rasierklingen-Handschuh. Jason stammt aus der „Freitag der 13.“-Reihe.

Sollten ihren Hautarzt verklagen: Freddy Krueger (l.) und Jason Voorhees


Den meisten Menschen hätte nichts egaler sein können, als ein weiteres Sequel mit diesen alten Haudegen des 80er Jahre Slasher-Kinos. Für Martin und mich allerdings waren Freddy und Jason Helden seit Kindertagen. Wie Michael Knight. Wie Bud Spencer und Terence Hill. Die Nachricht von einem Film, in dem diese beiden Ikonen aufeinandertreffen, machte uns geradezu euphorisch.

Vorfreudig veranstalteten „A Nightmare On Elm Street“- und „Freitag der 13.“-Filmabende, und es dauerte nicht lange, bis wir darüber sprachen, unsere eigene Hommage an Freddy und Jason zu drehen. Allerdings wollten wir unseren eigenen Killer erschaffen, einen der zu Österreich passte. Und da uns das alles zur Vorweihnachtszeit einfiel, hatte wohl einer von uns beiden die Idee, den Nikolaus als Monster für unsern Film zu missbrauchen. Wir blödelten uns eine Handlung zusammen und überboten einander mit Ideen für Mordszenarien, wobei wir diesmal darauf achteten, dass wir alles, was wir uns ausdachten, auch tatsächlich verwirklichen konnten. Über Wochen schickten wir Mails hin und her, feilten am Drehbuch, bis das Skript endlich fertig war. Martin entwarf Storyboards für einzelne Szenen, seine Freundin Julia kümmerte sich um das Kostüm des Nikolo und bediente sich dabei an allem, was die Faschingskiste hergab: Freddy-Krueger-Maske, Scream-Umhang und einen weißen Bart, der wohl tatsächlich einem Nikolaus-Kostüm entstammte. Das Ergebnis sah ziemlich albern aus. Wir liebten es.

In einem dunklen Wald will man ihm allerdings nicht begegnen.


Dann begannen die Dreharbeiten: Wir filmten über ein halbes Jahr, wann immer wir Zeit hatten. Ins Nikolokostüm schlüpfte ich selbst. Der Rest der Darstellerriege bestand, wie in den guten alten Zeiten, aus unseren Freunden und Freundinnen. Und die mussten diesmal einiges aushalten: Das Kunstblut bekamen sie kübelweise über den Kopf geschüttet, sie wurden über dreckige Steinböden geschliffen, stundenlang in kalten Badewannen liegen gelassen und mit der Motorsäge malträtiert. Aber wie sagte schon Peter Jackson? Pain is temporary, film is forever!

Martin, mittlerweile im Besitz einer Digitalkamera, die uns die Arbeit sehr erleichterte, war von den Zwischenergebnissen jedenfalls begeistert. Als wir das Rohmaterial eines Tages betrachteten, meinte er, er hätte gehört, dass es im Schikanederkino die Möglichkeit gäbe, eigene Filme vorzuführen. Also riefen wir dort an und ließen unsern Film ins Programm setzen. Es war fast schon erschreckend einfach.

Als wir den Film endlich fertig geschnitten hatten, war ziemlich genau ein Jahr vergangen, seit wir zum ersten Mal darüber gesprochen hatten: „Nikolaus Of Death“ dauerte 45 Minuten. Ein Epos. Für unsere Verhältnisse.

Im Dezember 2004 erlebte der Film seine Uraufführung. Am Premierenabend waren wir alle ziemlich nervös: Würden die Leute unsern albernen Humor verstehen? Würde außer unsern Freunden überhaupt irgendwer kommen? Aber wir staunten nicht schlecht, als die Türen zum Kinosaal geöffnet wurden und ganze Menschenmassen hereingeströmt kamen: Bald war jeder Platz besetzt. Die Leute hatten unsern Film im Programm gesehen und beschlossen, ihn sich anzusehen. Und dann lachten sie. Ja, sie lachten tatsächlich, und manchmal schreckten sie sich sogar ein bisschen. Es war ziemlich umwerfend. Zum Schluss ernteten wir sogar standing ovations.

Nikolo-Merchandise. Heute äußerst rar.


Kurz nach dem Premierenabend wurde Martin an der Filmschule in Ludwigsburg aufgenommen und ging für vier Jahre nach Deutschland. Heute dreht er Werbefilme und arbeitet an unterschiedlichen Projekten (z.B. hat er den Trailer für das demnächst stattfindende /slash Filmfestival gemacht). Wir sehen uns hin und wieder und sprechen davon, einmal einen zweiten „Nikolo“ zu machen, aber man kennt das ja: Es ist immer viel zu tun. Die Zeit ist knapp. Außerdem sind wir mittlerweile viel zu erwachsen für solche Dinge. Zumindest so lange, bis „Freddy vs. Jason 2“ in die Kinos kommt...

Keine Kommentare:

Kommentar veröffentlichen