Sonntag, 5. September 2010

I Was a Teenage Nikolaus, Teil 1


„Mein Leben und Film“ soll das Thema dieses Blogs lauten. Die Geschichte, mit der ich beginnen möchte, ist schon ein paar Jahre her. Damals drehte sich mein Leben noch mehr um Filme als heute – denn ich machte selbst welche. Nun ja. Vielleicht waren es eher Filmchen als Filme. Mit meinem Schulfreund Martin schrieb ich Drehbücher, die wir dann mit ein paar Freunden und ohne jegliches Budget verfilmten. Wir nahmen das Ganze nie sonderlich ernst, hauptsächlich ging es uns um den Spaß an der Sache. Mit der Zeit aber wurde Martin ein richtig guter Kameramann, und die Filmchen wurden immer ansehnlicher. Schließlich packte uns der Ehrgeiz, und wir beschlossen einen Film fürs Kino zu machen. „Nikolaus Of Death“ hieß das Werk, das unser  Opus magnum werden sollte. Der Name lässt es schon vermuten, in diesem Film wird ein bisher unverdächtiger älterer Herr zum Serienmöder: der Nikolo höchstpersönlich.

Zu braven Kindern freundlich, zu bösen... frage nicht!


Und ich hatte die Ehre, ihn zu spielen! Aber am besten beginne ich noch ein bisschen früher…

Martin und ich waren zusammen in die Unterstufe gegangen. In dieser Zeit, kurz bevor die Pubertät bei uns ausbrach, und wir plötzlich nur noch Augen für die immer kürzer werdenden Röcke der Mädchen hatten, sprachen Burschen am liebsten über ein Thema:  Actionfilme. In den Pausen wurden VHS-Kopien von „Harte Ziele“ und „Stirb langsam: Jetzt erst recht“ getauscht wie heiße Ware. Während wir in der Turnstunde eigentlich unsere Jogging-Runden im Türkenschanzpark drehen sollten, versteckten wir uns hinter einem Baum, nuckelten an unseren ersten Zigaretten und ließen uns von Klaus – Repetent und somit Opinion Leader – die Handlung von „Demolition Man“ erzählen. Die wenigsten von uns durften sich den Film im Kino ansehen. Es waren unschuldige Zeiten.

Auch eines meiner ersten Gespräche mit Martin drehte sich um einen Actionfilm:  Wir waren beide ziemlich große Fans der „Terminator“-Reihe– zu jenen seligen Zeiten gab es erst ein Sequel – und begannen irgendwann herumzualbern und bestimmte Szenen daraus zu parodieren. Martin hatte eine Videokamera und schlug vor, dass wir unsere eigene Version von „Terminator“ drehen könnten. Wahrscheinlich waren unsere Ideen nicht halb so lustig, wie wir damals dachten, und vermutlich ist es gut, dass der Film letztlich nie entstanden ist (genauso wenig übrigens wie „Chips Fiction“, unser geplantes Remake von „Pulp Fiction“, in dem sich alles um, äh, Chips drehen sollte). 

Dabei hätte Uma Thurman bestimmt zugesagt.

Doch Martin und ich hatten entdeckt, dass wir den gleichen, eigenartigen Humor teilten und es uns Spaß machte, Geschichten zu erfinden. Statt „Terminator“ schrieben wir bald unser erstes „Original Screenplay“, „Weird“. Den Titel hatten wir im Englisch-Wörterbuch nachgeschlagen. (Wir suchten nach irgendetwas, das "cool" klang.) Und „Weird“ (dt. „seltsam“) passte ganz hervorragend zur Handlung, in der ein junger Familienvater von Terroristen erschossen wird, die auf seinem Dachboden leben, und wenig später aus dem Totenreich zurückkehrt, um Rache an seinen Mördern zu nehmen. Habe ich erwähnt, dass Martin und ich auch „The Crow“ sehr gut fanden?


Wie auch immer. Das Drehbuch ergab nicht sonderlich viel Sinn, aber immerhin hatten wir diesmal eines und konnten ein paar Mitschüler dazu überreden, in dem Film mitzuspielen. Wir hatten uns alles so schön vorgestellt, mussten allerdings bald feststellen, dass das mit dem Filmemachen nicht so einfach war, wie wir dachten.  Damals gab es noch keine Digitalkameras – zumindest hatten wir keine –, und die Arbeit mit einer analogen Videokamera war höllisch: Wir mussten alle Szenen chronologisch filmen. Wenn ein „Schauspieler“ einen Take verpatzte – was ständig passierte – musste man zurückspulen und das bereits gedrehte Material überspielen. Musikalische Untermalung konnte nur hinzugefügt werden, indem man Lautsprecherboxen an die Kamera hielt und den Soundtrack quasi live mitproduzierte.
Die Opening Credits zu "Weird". Not exactly state of the art.
 
Es war ziemlich zermürbend – aber auch ein Riesenspaß. Nachdem wir nicht einmal die Hälfte unseres Skripts verfilmt hatten, warfen wir die Flinte schließlich ins Korn. „Weird“ dauerte keine fünf Minuten. Interessanterweise machten Martin und ich ein Jahr später trotzdem ein Sequel. Das dauerte ganze drei Minuten. Ein hundertachtzig Sekünder.

Unsere Geschichten waren damals zu groß für unsere beschränkte technische Ausstattung. Das änderte sich allerdings, als Martin einige Jahre später eine Digitalkamera geschenkt bekam. Plötzlich eröffneten sich uns ganz neue Möglichkeiten, und wir konnten unser bisher ambitioniertestes Projekt in Angriff nehmen: Die Verfilmung der Geschichte des „Nikolaus Of Death“.Doch das ist eine andere Geschichte und soll ein andernmal (morgen) erzählt werden…

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